Safari im Truppenübungs-Platz
Erkundung des Truppenübungsplatzes Hohenfels
Nur selten kommt man in den Genuss einer Erkundungsfahrt durch den Truppenübungsplatz. Das Warten lohnt sich aber auf jeden Fall, denn was man hinter den Zäunen und Schranken zu sehen bekommt, überrascht. Es ist erstaunlich, wie intakt und facettenreich ein Areal sein kann, in dem Panzer und andere schwere Fahrzeuge ihr Unwesen treiben.
Zunächst ein paar Fakten: der Truppenübungsplatz umfasst eine Fläche von ca. 16.000 ha, wovon 58 % mit Wald bedeckt sind. Er gehört zum Besitz der Bundesrepublik Deutschland, das amerikanische Militär ist lediglich der Nutzer und das seit mehr als 60 Jahren. 500 Deutsche sind direkt in Hohenfels beschäftigt und nochmal gut die Hälfte ist indirekt durch das Militär im Einsatz, in Form von externen Dienstleistern.
Sobald man die Schranke an Tor 5 hinter sich lässt, kommt man gleich zum Hauptlager Albertshof. Es ist beeindruckend zu sehen, wie eine Panzerwaschstraße angelegt ist. Die Fahrzeuge stehen dort in Reih und Glied, fast so, als hätte man mit dem Lineal nachgemessen und zur betriebsamen Zeit gleicht der Stützpunkt einem Bienenkorb.
Fährt man weiter, wartet man eigentlich auf Adam und Eva, denn die Landschaft, die sich vor dem Besucher auftut gleicht dem Paradies. Das Gebiet wird weder gespritzt noch gedüngt. Es findet keine Flurbereinigung statt und gemäht wird auch nicht, das überlässt man hier den Schafen. All das sind die Gründe dafür, dass die Welt hier noch in Ordnung ist – vor allem die Umwelt. Deshalb fühlt sich auch Rot- und Schwarzwild pudelwohl und lässt sich ab und an mal blicken.
Der Besucher wird eskortiert von unzähligen verschiedenen Schmetterlingen und Libellen. Insgesamt gibt es 1900 Tierarten (z.B. auch viele Fledermäuse, wie die Große Hufeisennase, aber auch Wanderfalken brüten hier), wovon über ¼ auf der roten Liste steht und 1200 Pflanzenarten, wovon 40 % auf der roten Liste zu finden sind. Unter Experten wird das Gebiet auch als Amphibien-Highlight in Bayern gehandelt. Der Übungsplatz ist zertifiziert nach einem Umweltmanagementsystem, also ist somit auch schwarz auf weiß bescheinigt, dass Natur und Militär ein gutes Team abgeben.
Hier und da entdeckt man kleine „Steinkreise“. Sie haben die Funktion, die Soldaten vor den Dolinen zu warnen und zu schützen. Dolinen sind schüsselartige Einsturztrichter, entstanden durch Verwitterung des Kalkgesteins.
Eine solche Doline gibt es beispielsweise in der „Velburger Kuppenalb“. Um diese rankt sich übrigens auch eine Geschichte von einem Forscher, der dort um die Jahrhundertwende (19/20stes Jhd.) Grabungen durchführte. Er hat sich dort illegal mit seinen Fossilien-Funden bereichert und als das nicht mehr genügte, hat er selbst „Höhlenmalereien“ gestaltet, die er als Originale verkaufte. Als der Schwindel ans Licht kam, war ab diesem Zeitpunkt die Rede von den „Velburger Lügensteinen“.
Wer einen lukrativen Nebenjob braucht, kann sich übrigens als COB bewerben. Das bedeutet Civilians of the Battlefield. So nennt man die Komparsen, die bei Manövern die künstlich angelegten, meist arabischen Dörfer besiedeln, in denen es sogar eine Minarett gibt. Die Schauspieler haben ein richtiges Drehbuch und bleiben etwa 3 Wochen, in denen absolutes Handyverbot gilt – weder Internet noch Telefon. Doch 100 € pro Tag scheinen eine nette Entschädigung zu sein.
Hohenfels besticht aber nicht nur durch Flora und Fauna, sondern auch durch alte Ruinen, die als stille Zeitzeugen ihre eigene Geschichte erzählen. In Schmidheim bietet eine alte Kirche nun den Fledermäusen Zuflucht und das nebenstehende alte Wirtshaus wurde größtenteils von der Natur zurückerobert. Bäume ragen aus den Fenstern und man kann sich kaum noch vorstellen, dass die Menschen hier früher über’s Tanzparkett geschwebt sind und im Keller Bier gebraut wurde.
Lutzmannstein versprüht einen geheimnisvollen Charme. Man kann sich gut vorstellen, wie viel Leben früher einst in diesem Weiler herrschte. Schulhaus, Schloss, Kirche und das Wirtshaus der „Schloudmarie“ – alles da, was man zu einem geselligen und zivilisierten Leben brauchte. Man hat hier großartige Arbeit beim Sanieren der Gebäude geleistet.
Zu guter Letzt kommt man an einer Obstplantage vorbei, die auf alten Obstsorten, die man auf dem Gelände gefunden hat, basiert. Über 300 verschiedene Apfel- und Birnensorten wachsen jetzt in Hohenfels, die man gar nicht mehr alle benennen kann. Im Herbst 2018 wird der 1000ste junge Obstbaum gepflanzt.
Mit Worten kann man dieses Erlebnis gar nicht umfassend beschreiben, man muss es mit eigenen Augen sehen und eigenen Ohren hören. Kolping in Hohenfels bietet gelegentlich solche Fahrten an: Touren Truppenübungsplatz Hohenfels.